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AutorenbildBeat Aellen

Bierland Italien

Aktualisiert: 20. Aug. 2021

Im Zusammenhang mit Italien denken die meisten nicht an Bier, sondern eher an Wein, Aperol oder allenfalls an blasses Lagerbier. Das ist ein Fehler, denn die Craftbier-Szene in Italien boomt.


Noch immer liegt Italien zwar mit 32 Litern pro Kopf abgeschlagen auf einem der hintersten Plätze in der europäischen Statistik (Schweiz 55 l, Tschechien 138 l). Im Gegensatz zu den meisten andern Ländern, wo der Bierkonsum stetig zurückgeht, nimmt er dort aber seit Jahren zu. Gemäss des Branchenverbandes AssoBirra ist zudem die Inlandproduktion 2017 um 7.5% gegenüber dem Vorjahr gestiegen, während die Importe um über 9% zurückgingen.



In den 1990er Jahren begann, wie in vielen Ländern, auch in Italien ein neues Bierzeitalter. Dies blieb aber in unsern Breiten lange praktisch unbemerkt. Der Blick der hiesigen Craftbier-Fans geht mehr nach Norden und Osten. Inspiriert von den USA oder Belgien machte sich in Italien eine neue Generation an die Sudpfannen. Heute sind es über 850 Brauereien und Brew Pubs. Ihr Marktanteil liegt mit 3.2% allerdings ähnlich tief wie in der Schweiz. Die meisten der neuen Brauer peilten aber von Anfang an nicht den Massenmarkt an, sondern eher den Genussmarkt. Nicht selten gebraut mit Zugabe von regionalen Früchten und Gewürzen wie Kastanien, Salbei, Honig, Melone oder Kaktusfeigen, oft in 0.75 l Flaschen abgefüllt, sind diese Biere zum gemeinsamen Geniessen gedacht und nicht als individuelles «Flaschbier». Dieses gibt es natürlich auch, aber das sind zumeist Biere von Grossbrauereien oder Importbiere, die immer noch den grössten Teil des Konsums ausmachen. Das lokale Craftbier konkurriert in vielen Fällen eher mit dem Wein.

Vielleicht hat Italien diesbezüglich gegenüber Ländern wie der Schweiz den Vorteil, dass es noch keine ausgeprägte Lagerbierkultur gab, keine Geschmackskonditionierung durch Kartell-Einheitsbier stattgefunden hat. So kann sich gutes, kreatives Bier als neues Produkt und Begleiter zu einem guten Essen bei einem unvoreingenommenen Publikum etablieren, ohne gegen die weit verbreitete Vorstellung ankämpfen zu müssen, Bier sei ein profanes Getränk und müsse billig sein.


An der Craft Basel am 9. November sind sechs verschiedene italienische Craftbier Brauereien mit ihren Bieren vertreten.




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