Mit der kalten Jahreszeit legt sich wieder ein Glühweindampf über Märkte und Feste. Seit ein paar Jahren erhält dieses Wintergetränk aber Konkurrenz: Das Glühbier.
Am Anfang war das Glüh-Kriek
Seinen Ursprung soll das Glühbier in Belgien haben, wo auf Wintermärkten sogenannte Kriek-Biere mit Weihnachtsgewürzen versetzt und warm getrunken. Kriek, das ist eine aufwändige belgische Bierspezialität, an dessen Anfang das Lambic steht; ein Sauerbier, das mit den Wildhefen und Keimen, die gerade zugegen sind, spontan vergoren wird und so seine Säure erhält. Danach gärt dieses Lambic ein zweites Mal während Monaten auf frischen Kirschen. Das Kriek ist also ein Kirschbier, denn Kriek ist im Flämischen eine Sauerkirsche. Für das Glühkriek wird am Ende noch eine Gewürzmischung zugesetzt und aufgewärmt. Bereits fertig und bereit zum Aufwärmen und Trinken gibt es Glühkriek von der Brauerei Liefmans, die das «Fertig-Glühkriek» 1990 erfunden haben soll. Natürlich kann Glühkriek auch selbst aus «normalem» Kriek hergestellt werden.
Mitteleuropäisches Glühbier
Auch in Deutschland und der Schweiz haben Brauereien begonnen Glühbier herzustellen. Dafür werden oft untergärige Biere mit Gewürzen wie Zimt, Anis, Sternanis, Kardamom und Nelken aromatisiert, manche mit Holunder- oder Kirschsaft ergänzt. Vor dem Genuss wird die Flasche im Wasserbad auf 50-65 Grad erwärmt.
Glühbier selber machen
Glühbier kann auch ganz einfach selber gemacht werden. Die meisten Rezepte gehen von dunklen Bieren und viele von der Beigabe von Kirschsaft aus. Nicht zu empfehlen sind stark gehopfte Biere wie z.B. IPA, da aus dem Hopfen beim Erwärmen zusätzliche Bitterstoffe frei werden. Überhaupt sollte das Bier nicht zu stark und nicht zu lange erwärmt werden, weil sonst die Geschmacksstoffe leiden und bei 78°C der Alkohol verdampft. Da man die Gewürze aber – vor allem wenn sie nicht in Pulverform, sondern ganz z.B. als Zimtstangen, Kardamomkapseln, Nelken, Sternanis usw. verwendet werden – doch eine Weile in warmer Flüssigkeit ziehen lassen muss, damit sie den Geschmack abgeben, befinden wir uns in einem Dilemma: Gewürze etwa eine halbe Stunde bei Temperaturen um 90°C vs. Bier möglichst nur kurz auf Temperatur bringen. Ein Ausweg bietet folgendes Verfahren: Die Gewürze nur mit dem Kirschsaft oder, wer keinen Kirschsaft beigeben will, mit einem kleinen Teil des Bieres auf etwa 90°C erwärmen und so etwa 20-30 Minuten ziehen lassen. Danach werden sie ausgesiebt und dem nun aromatisierten Kirschsaft wird das Bier beigegeben und das Ganze auf etwa 65°C erwärmt.
Ein einfaches Grundrezept könnte so aussehen:
Zutaten:
500 ml Dunkles Bier oder Dunkler Bock
125 ml Kirschsaft
20 g brauner Zucker
2-3 cm einer Zimtstange
4 Kardamom-Kapseln
3 Gewürznelken
1 Messerspitze Ingwer
nach Belieben auch andere Wintergewürze
Zubereitung:
Den Kirschsaft mit den Gewürzen in einem Topf auf 90°C erwärmen und 20-30 Minuten auf der Temperatur halten. Anschliessend wird die Flüssigkeit ausgesiebt und in den Topf zurückgeben. Das Bier vorsichtig dazu giessen, auf 65°C erwärmen und sofort servieren.
Der gewürzte Kirschsaft lässt sich auch eine zeitlang gekühlt aufbewahren, so dass er portionenweise verwendet werden kann.
Um die Inhaltsstoffe zu schonen, sollte das Glühbier nicht zu lange auf der Temperatur von 65°C gehalten werden. So ist es schonender, mehrmals kleinere menge zuzubereiten als einmal einen grossen Topf. Das heisst nicht, dass es schlecht wird, aber die feineren Aromen aus dem Hopfen gehen verloren. Schonender sind Durchlauferhitzer. Sie funktionieren wie Zapfanlagen, sind aber mit einer Heizung versehen statt einer Kühlung. Damit wird jeweils nur jene Portion Glühbier auf Temperatur gebracht, die auch gleich konsumiert wird. Solche Anlagen sind natürlich für den grösseren Umsatz an Marktständen und Festen und in Restaurants konzipiert und für den heimischen Konsum unnötig, da wir ja kaum über Stunden verteilt mehrere Liter Glühbier trinken werden.
Warmes Bier - ein altes Hausmittel
Warmes Bier gilt übrigens auch als altes Hausmittel gegen Erkältung. Während zwar jedes warme Getränk, auch heisses Wasser oder Tee, die Erkältungssymptome lindert, kommt beim Bier dazu, dass es entspannt und beim Einschlafen hilft. Diese Wirkung kann natürlich dem Alkohol zugeschrieben werden und trifft dann auch auf Wein oder Tee Rum zu. Im Gegensatz zum Wein enthält das Bier noch so einiges an ätherischen Ölen und Bitterstoffen vor allem aus dem Hopfen, die beruhigend wirken und ebenfalls den Schlaf fördern. Einige dieser Stoffe aus dem Hopfen haben auch eine keimhemmende Wirkung, was ja ein erwünschter Effekt des Hopfens im Bier ist. Also, eine weiterer Grund, das Glühbier dem Glühwein vorzuziehen.
Schreib Deine Erfahrungen und Geheimtipps zum Glühbier in einem Kommentar.
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